Es ist okay, nicht okay zu sein – du kannst so viel mehr als du denkst
"Sei für andere die, die du selbst gebraucht hättest."
– unbekannt
Dann breche ich in Tränen aus. Meine Kinder blicken mich interessiert an. Ein wenig prüfend. „Es ist okay“, sage ich, um ihnen die Sicherheit zu geben, die sie brauchen. Es ist okay und ich bin okay. Ich kann gar nicht genau sagen, was ich da fühle. Es ist ein Gefühlsknoten, der sich in mir löst. Erleichterung. Anspannung fällt von mir ab. Ich fühle Mitgefühl mit mir selbst eine Spur…Bedauern. Bedauern, weil härter mit mir war, als ich es bemerkt und verdient habe. Altes Muster…
Voller Frust und Ärger
Gerade eben sitze ich noch neben meinem Sohn. Er ist so frustriert, sein Stirn von einer steilen Falte gezeichnet, die Mundwinkel nach unten gezogen, Tränen in den Augen. Es klappt nicht sofort. Fingerhäkeln. Er will Fingerhäkeln können. Er hatte es schon mal probiert. Schon mal hatte es nicht geklappt.
Er ist von vornherein verschlossen, obwohl er will. „Ich kann das nicht, ich kann das einfach nicht!“ Wir probieren es ein paar Minuten. Ich spreche ruhig, einfühlsam, mache langsame Bewegungen. Mein Kind? Verschlossener Blick, Ungeduld, Frust.
Ich dagegen kann sehen, dass seine Bewegungen flüssiger werden, ganz allmählich, schon in so kurzer Zeit. Ich kann das sehen, weil ich von außen darauf blicke. Ich sehe, dass er in ein paar Minuten den Bogen raus haben würde. „Schau“, sage ich, „es wird. Sieh, wie die Maschen wachsen…“ „Nein, gar nichts wächst. Ich kann das einfach nicht!“
Dann fliegt die schwarze Wolle auf die beigen Küchenfliesen. Ich unternehme einen letzten Versuch: „Ich glaube, in 3 Minuten hast du es raus!“
„Nein!!!“ Mein Kind blockt ab, greift zu kleinen bunten Gummibändern, aus denen sein Bruder ein Armband knüpft.
Keine Ausdauer?
„…Weiß du was?“, sage ich, „Manchmal gibt es Tage, da braucht man vielleicht erst etwas, das leicht ist und direkt Spaß macht, das verstehe ich." Sorgen, dass mein Kind an nichts dranbleibt, habe ich nicht. Ich weiß, wie sich echte Durchhaltevermögen und Ausdauer entwickeln, ich bleibe entspannt.
Fünf Minuten später sieht mein Kind entspannt aus, freut sich über das Band, das unter seinen Fingern entsteht. „Darf ich dir noch etwas erzählen“, frage ich ihn. Er nickt. „Ganz viele Dinge, die wir neu lernen, die wir die ersten Male tun, fühlen sich richtig blöd an. Fremd, ungewohnt.
Das Gefühl mögen wir meistens nicht, ich kenne das auch. Oft hilft es mir, mich daran zu erinnern, dass ich das schonmal erlebt und schonmal geschafft habe. Dann denke ich daran und wie mich später gefühlt habe, nachdem ich es geschafft habe. Hattest du sowas auch schon mal?“
„Beim Fahrradfahren!“, ruft sein Bruder von der Seite. Er nickt. „Siehst du“, sage ich, „das hast du auch geschafft, und schon so, so vieles mehr! Und es ist auch total wichtig, auf sich zu achten, ob man heute die Kraft hat, die unangenehmen Gefühle auszuhalten und weiterzumachen.“
Plötzlich erwischt es mich
Dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ich selbst habe ich ganz schön angestrengt in den letzten Monaten. Ich lebe gerade zum ersten Mal alleine mit drei Kindern und hatte das gar nicht geplant. Ich führe zum ersten Mal als Single-Mama ein Unternehmen, ein Team, bringe meine Vision von einem anderen Familien- und Mamaleben und einer stärkenderen Kindheit in die Welt, mit mir selbst als Sicherheitsnetz.
Das erwischt mich.
Die Tränen.
Das hatte ich nicht so richtig sehen können in den letzten Monaten, in denen mein Team und ich so viel bewegt haben, in denen ich unsere Ausbildungsakademie komplett überarbeitet und neu gedreht habe. In denen wir unser Konzept noch mehr gestärkt haben. In denen ich mein geliebtes Coachingprogramm losgelassen habe, um fortan Mütter und Kinder noch umfassender durch die Ausbildung zu stärken. In denen…so viel mehr noch geschehen ist.
Meine Tränen laufen.
Ich bin noch nicht so gut darin, ich leb gerade zum ersten Mal, singt Nina Chuba.
Wir dürfen sanft mit uns sein. Wir dürfen uns wackelig fühlen UND trotzdem gehen. Weil es unser Leben ist. Weil es gelebt werden will. Weil wir das auch eigentlich wollten, uns selbst mit all dem, was vermeintlich wichtiger ist als wir selbst, blockieren.
Ich weiß: Du kannst das!
Aber ich sage dir: Es geht! Du kannst Mama sein, den ganz S****ß irgendwie rocken UND deinen Weg gehen, deine Träume wahr machen. Vielleicht in einem anderen Tempo und auf einer anderen Route als 20-jähriger Single, aber es geht. Ich weiß es. Ich tue es. Ich stolpere oft dabei und es geht.
Manchmal sehen wir selbst unsere Fortschritte nicht, so wie mein Sohn sie nicht sehen konnte, aber ich. Es ist gut, wenn wir jemanden an unserer Seite haben der uns spiegelt.
Gleichzeitig müssen wir auch offen dafür sein. Wenn wir gestresst und müde sind, ist es oft nicht so leicht, obwohl uns ein Erfolgs- und Wachstumserlebnis sicherlich stärken würde.
Manchmal blockieren wir uns selbst, weil wir voreingenommen sind. Dann halten wir das für wahrer, als die Tatsache, dass wir eigentlich vorankommen.
Was hilft?
Das kommt darauf an. Gleichzeitig hilft all das: Es hilft weiterzumachen, mal in Babysteps, mal mit Siebenmeilenstiefeln.
Es hilft Pausen zu machen.
Es hilft dranzubleiben.
Es hilft auch Dinge zu tun, die leichtfallen.
Es helfen Menschen, die uns einfühlsam begleiten.
Ich weiß, dass du beides sein kannst und schon bist: Ein Mensch, der einfühlsam begleitet und ein Mensch, der sich entwickeln möchte – auch wenn es sich manchmal sehr unangenehm anfühlt.
Ich weiß das, weil du eine Mama bist und ich weiß das, weil du hier bist und diese Zeilen liest.
Geh weiter.
Du kannst so viel mehr als du denkst. Für dich. Für dein Kind. Für unzählige andere Menschen.
So wie Nadine etwa. Lass dich von ihrem Weg inspirieren [ >>> hier den Podcast mit Mama & Erzieherin Nadine anhören] und melde dich bei uns, wenn wir gemeinsam unseren Wachstumsweg gehen sollen. Ich bin hier.
Deine Juli